Shabbat Shalom! – die Zweite

Heute war ein wenig produktiver, jedoch nicht ereignisloser Tag. Es ist tatsächlich etwas passiert. Ich habe das Fenster in unserem Zimmer geputzt, sodass wir jetzt phänomenaler Weise durch sehen können (tosender Beifall). Allerdings war das nicht jenes Ereignis, was mir, Euch mitzuteilen, wichtig ist.

Wenn hier in Israel Shabbat ist, fahren keine Busse oder sonstigen öffentlichen Verkehrsmittel außer Taxen (aber wenn ich dafür ständig Geld übrig hätte, würde ich hier keinen Freiwilligendienst machen, sondern Urlaub). Man nimmt nicht den Aufzug sondern steigt Treppen (bis in die 7. Etage ist das schon fast ein vollständiges Workout), weil theoretisch nicht mal Knöpfe betätigen erwünscht ist, und der Fahrstuhl ohnehin nicht wirklich funktioniert. Kein Geschäft hat geöffnet, und dadurch auch kein Supermarkt. (Diese Tatsache muss ich meiner europäisch eingestellten inneren Uhr nochmal eintrichtern, da der Samstag für jene als Kommerz-Tag der Woche abgespeichert ist.) Folglich haben Karla und ich heute ziemlich in die Röhre geguckt, als wir nach unserer langen Erkundungstour am Meer entlang und durch verschiedene Viertel plötzlich Hunger bekommen haben. Nix mit eben mal schnell Falafel kaufen, einen Obststand entern oder in ein Cafe setzen. Sowas ähnliches hatten wir zwar schon erwartet, aber doch nicht ganz so sehr… ähm… ausgestorben. Außerhalb von Tel Aviv Zentrum kann man sich von Freitags ab Eins bis Sonntag früh lediglich geschlossene Fensterläden oder Natur anschauen. Ich bin wirklich nicht stolz darauf, was ich Euch nun beichten werde. Das Erste Mal seit vier Jahren, bin ich zu McDonalds gegangen. Jenes wunderbare Fastfood „Restaurant“, welches uns nicht einmal am Shabbat im Stich lässt, und der ausgehungerten Meute in der (Supermarkt)-Not zur Seite steht. Dass diese Mahlzeit mir überall auf der Welt Magengrummeln eingebracht hätte bezweifle ich nicht, jedoch ist ein kleiner Teil davon auch den utopischen Preisen geschuldet. Zu meinem Glück war das einzige offensichtlich vegetarische eine Portion Pommes, welche ich jedoch nicht so fad und labberig in Erinnerung hatte, wie sie dann tatsächlich war. Ab jetzt packe ich bei Ausflügen am Shabbat dann doch eher ein Lunchpaket, als nochmal in so eine Bredouille zu geraten.

Ich möchte hier zwar nicht offen einen so bedeutenden Konzert schlecht reden, aber gut isses halt trotzdem nicht. Das Wort zum Shabbat lautet also: „Esst mehr Obst, oder was Euch sonst so einfällt, nur frittiert es vielleicht lieber nicht…“

Shabbat Shalom!

2 Kommentare zu „Shabbat Shalom! – die Zweite

  1. Hallo Anni,
    wundert mich, ich habe es so in Erinnerung, dass halt immer was offen hat. Entweder die Juden, ausser Samstag, oder die Araber, ausser Freitag oder die Christen, ausser Sonntag. Das ist aber dreissig Jahre her. Haben die orthodoxen Hardliner das nun durchgesetzt, dass da am Samstag rein gar nix geht oder hat es in TelAviv nun keine Araber mehr?

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    1. Hallo Bernhard – entschuldige, ich habe den Kommentar bisher völlig übersehen. Es ist schon so, dass wenige arabische Bars oder Cafes in Szene-Vierteln auch am Shabbat geöffnet haben. Zum mindest länger als die jüdischen Geschäfte. Da ich heute wieder einen schwarzmalerischen Post über den Shabbat verfasst habe, kann ich dir jedoch mitteilen, dass besonders der Süden Tel Aviv`s sehr orthodox ist und es hier einfach kaum nicht-jüdische Geschäfte, geschweige denn öffentliche Verkehrsmittel gibt. Ganz im Norden gibt es sogar ein großes, vollständig arabisches Viertel Namens „Tamra“, in welchem dann an Shabbat natürlich alles offen hat. Witziger Weise verbringen viele jüdische Familien dort ihre Wochenenden um essen zu gehen oder einzukaufen 🙂 – frohe Grüße aus dem nun sonnigen Tel Aviv

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