Leben am Tellerrand

Um ehrlich zu sein…

Im vergangenen Jahr habe ich mich einfach nur auf meine Zeit in Israel gefreut… einfach nur gefreut. In den vergangenen paar Monaten, habe ich viel Zeit mit letzten Arztbesuchen, Besorgungen und genereller, wenn auch manchmal lästiger Organisation und Vorbereitung verbracht, und nicht wirklich Zeit gehabt mich zu fragen wie ich das alles finde. Und in den vergangenen Tagen, ich muss es zugeben, sind nach dem ganzen Stress erstes Erstaunen über meine unerschütterliche Entscheidungsfreude und somit etwas Angst vor meiner eigenen Courage eingetreten. Schon komisch, dass ich mir bis jetzt so wenig Gedanken darüber gemacht habe… In ein paar Tagen, um genau zu sein in 7, (ja, auf dem Kalender nachzuzählen ist ein winziges bisschen beängstigend) werde ich einfach wirklich in ein Flugzeug steigen und einen neuen Lebensabschnitt beginnen. Nicht alle von Euch werden vielleicht verstehen, warum eine Zeitspanne von acht Monaten so eine große Sache darstellen sollte. Für mich ist es aber der Erste Schritt in die „große weite Welt“ relativ unbehütet und auf mich allein gestellt entferne ich mich von dem Ort, der nunmehr 19 Jahre und ein (nicht unbedeutendes) Bisschen, mein Zuhause war. Trotz Reisen war ich spätestens nach vier Wochen wieder da. Mit dem Packen meiner täglich genutzten und sehr geliebten Habseligkeiten wird jetzt alles greifbar und real. Wie Mama neulich witziger Weise meinte: „Drei Packen – Zwei Packen = einpacken“ (lol). Diese eingepackten 20 Kilogramm werden am Tag meiner Ausreise hoffentlich kein Klotz am Bein, sondern mein Stück Heimat, Geborgenheit und Halt, sein.

Ich habe mir auf Google Earth gerade zum Ersten Mal mein neues Zuhause für die nächsten 8 Monate angesehen. Im Vorgarten stehen zwei Palmen – das ist doch schon mal was! (Je nachdem, wie alt das Satellitenfoto ist, gibt es eine fette Baustelle auf der gegenüber liegenden Straßenseite). Mein zukünftiges Dach über dem Kopf ist nicht mausgrau oder braun, sondern rosa. Ich zähle sieben Etagen – in Deutschland wäre das eine Garantie auf einen Fahrstuhl… mal sehen wie die Israelis es damit halten. Schaut gern selbst nach, es ist die Shazar Street, Tel Aviv -Jaffa, Israel. Sollte ich am Tag meiner Ankunft nicht dort hin finden, kann ich es zum mindest beschreiben, (Wie viele rosa Gebäude kann es in der Gegend schon geben?) Technologie des 21. Jahrhunderts sei Dank.

Abschied ist eine schwere und für mich sehr persönliche Sache. Ich werde mich noch von ein paar wenigen Menschen verabschieden, mit einem ziemlichen Kloß im Hals. Jemand Wunderbares hat mir vor kurzem gesagt, dass alle Menschen denen ich am Herzen liege nicht weniger für mich da sein werden, nur weil ich mal eine Zeit lang weg bin. Das gilt auch für mich. Schreibt mir hier, ruft an oder schickt eine Postkarte. Gerne möchte ich mit Euch diese Reise gemeinsam erleben. Bei Euch allen, die mich bis jetzt gefördert, begleitet und unterstützt haben möchte ich mich herzlich bedanken! Besonders in den letzten Monaten habe ich bemerkt, dass meine Eltern Heribert und Sabine für mich die größte Stütze sind und ich bewundere ihren Mut und ihr Vertrauen in mich sehr. Ich wünsche allen, die vielleicht auch einen Freiwilligendienst antreten wollen ebenso wunderbare Eltern und Freunde, die Euch motivieren und immer zur Seite stehen.

Wenn Ihr das hier lest, ist meine Aufregung vermutlich bis aufs höchste ausgereizt und es sind nur noch sehr wenige Tage bis zu meiner Abreise. Aber betrachtet man es genau, habe ich mich die meiste Zeit, während ich diesen Plan ausgeheckt und in die Tat umgesetzt habe einfach nur gefreut!

 

https://earth.google.com/web/@32.03918504,34.76628302,32.14902115a,0d,60y,178.7291218h,120.38048811t,0r/data=CgAiGgoWZDRtNE8wTzctWXMwMXpqaFJ4YnhsQRAC

„Schreibfluss“ oder „Vorbereitung ist alles!?“

Der „Schreibfluss“ ist eine Übung die vielfältig eingesetzt werden kann. Ich habe diese Technik zum ersten Mal ausprobiert, als ich nach einem ereignisreichen und aufwühlenden Tag beim Vorbereitungsseminar des ICJA innerhalb einer Reflexionseinheit versucht habe, mir dem regelrechten Wirrwarr an Gedanken in meinem Kopf bewusst zu werden und es ansatzweise zu ordnen. Bei einem „Schreibfluss“ kann man sich jedem beliebigen Thema in jeder beliebigen Zeitspanne widmen und für sich nachhaltig greifbarer machen. Schreiben, ohne Punkt und Komma, ohne eine Denk,- oder Schreib-Pause einzulegen. Sich nicht um die Formulierung oder den Satzbau scheren, sondern den momentanen Gedanken und Gefühlen Raum geben und fließend zu Papier bringen. (Selbstverständlich könnt ihr hierbei auch auf Wände, Hände oder jeden anderen beliebigen, eurer Meinung nach geeigneten Untergrund schreiben, kritzeln oder zeichnen.) Fällt Dir zu Anfang oder mitten drin nichts ein, kannst Du einfach solange eine Linie zeichnen, bis die Gedanken wieder aus Dir herausspudeln, selbst wenn sie Dir unsinnig erscheinen. Im übrigen fing mein erster „Schreibfluss“ auch, wenig geistreich, mit dem Wort“Brot“ an. (Früh übt sich, was ein Meister werden will. 🙂 )

10 Tage vollgepackt mit einer Fülle an Informationen, Gesprächsrunden, Gruppenaufgaben, Lesestoff und Energizern ergeben (m)ein Vorbereitungsseminar des ICJA. Falls Ihr nicht wisst, was Energizer sind, dann habt Ihr ziemlich was verpasst um müde Jugendliche (einigermaßen) wach zu kriegen, und solltet es googeln.

Von Neubrandenburg nach Berlin, von Berlin nach Erfurt und von Erfurt nach Gangloffsömmern, bei Sömmerda ,(anscheinend haben vielen Menschen durch diese Beschreibung ne Peilung – ich hatte keine…) aufs Rittergut. Eine Tagungsstätte die uns 60 Freiwillige in spe und eine handvoll motivierter Teamer_innen für die Dauer unseres Seminars vom 03.-12.11. beherbergt hat. So tief in der Thüringer Einöde zu sitzen hat zwar wirklich etwas – vor allem der Sternenhimmel war unglaublich schön – aber klischeehafter Weise auch zur Folge, dass es einen „Handyhügel“ gab, auf den man für Anrufe und Nachrichten per Handy jeglicher Art klettern durfte. Da überlegt man doch fünf mal, ob man sein Handy überhaupt in die Hand nimmt. Weitaus mehr als fünf mal habe ich dagegen über die verschiedenen Einheiten des Seminars nachgedacht. Um genauer zu sein, war ich an jedem einzelnen Tag so erfüllt mit Eindrücken, neuen Sichtweisen und zum Teil überworfenen alten Mustern, dass ich hundemüde ins Bett gefallen bin. Zu Anfang unserer gemeinsamen Zeit, am Ersten Abend wurden wir sofort ins kalte Wasser geschmissen und sollten gemeinsam 33 verrückte Aufgaben in 33 Minuten bewältigen. (Hier ein paar Kostproben: „ Fünf Personen drehen sich drei Minuten im Kreis“, „Malt ein Bild von den Teamer_innen“, „Baut drei Skulpturen aus Naturmaterialien“, „Komponiert ein Lied“…Bei so einer großen Gruppe könnt Ihr euch sicherlich vorstellen, dass das ziemlich schnell in Chaos ausgeartet ist. Durch viele kreative Köpfe, eine Prise Organisationstalent und Teamgeist haben wir es aber (locker) geschafft. (Wir sind ja nicht aus Zucker.)

Von diesem Punkt an hatte ich keine Bedenken mehr, dass dieses Seminar mich auf mein Vorhaben vorbereiten würde. Anstatt mit uns jede Minute des Freiwilligendienstes durchzusprechen, haben die Teamer_innen es jeden Tag wieder geschafft mit neuen Themen zu überraschen, von denen ich dachte, dass sie bestenfalls kurz angeschnitten werden würden und die augenscheinlich nicht direkt etwas mit einem Freiwilligendienst zu tun haben. Natürlich gab es generelle Einheiten über Gesundheit, Versicherungen und Sicherheit im Gastland (was meinen, doch eher spärlich, aber mütterlicherseits ziemlich ausgeprägten, Sinn für Planung und Ordnung beruhigt hat), den größten Teil der Zeit standen aber Workshops und Vorträge auf dem Programm, die sich mit Themen wie Gender, Stereotypen und Vorurteilen, fairer Berichterstattung, Kommunikationstechniken, Rassismus und Privilegien beschäftigten. Die neuen Blickwinkel und tieferen Informationen haben mich ein ums andere mal zum Grübeln gebracht. Während dieser zehn Tage konnte ich viel Neues lernen, Selbstvertrauen fassen und Mut sammeln, für alles Unbekannte, was mir in den kommenden Wochen und Monaten begegnen, und mich manchmal vielleicht einschüchtern wird. Insbesondere auch für mein Leben nach dem Freiwilligendienst. Ich habe für das Leben gelernt.

Am Ende des Seminars standen wir alle in einem Kreis. Ich habe mich umgesehen und festgestellt, dass jeder dieser Menschen bald in einem anderen Land, teilweise fast am anderen Ende der Erde zuhause sein wird. Diejenigen, welche die letzten zehn Tage mit mir erlebt haben, werden das nächste Jahr wie ich außerhalb ihres gewohnten Umfeldes leben und Erfahrungen sammeln, die sie niemals vergessen werden. Und für uns alle werden sie anders sein. Jeder erlebt seinen eigenen Freiwilligendienst. Wir alle werden neue Aufgaben bewältigen, neue Menschen kennen lernen und uns ein Stück mehr entdecken. Noch kann ich mir gar nicht vorstellen wie das sein wird. Ich freue mich aber riesig auf das Rückkehrseminar, bei dem wir uns endlich über alles Erfahrene, Gesehene und Erlebte austauschen können.

An die wundertollen Menschen vom Seminar: „Heißluftballon!“… (Sorry, kleiner Insider)

Hier zwei Videos aus der Einheit „Stereotype und Vorurteile „, die mich tief beeindruckt haben und welche ich mit Euch teilen möchte. Ach so, bevor ich es vergesse wünsche ich Euch allen schöne und erholsame Weihnachten!

Danke Trump – Nicht!

Sorgenvolles Update.

Wie Ihr alle sicherlich in den letzten Tagen gelesen, gehört oder gesehen habt, hat ein allseits bekannter, wenn auch weniger beliebter Präsident der Vereinigten Staaten kürzlich beschlossen, die US Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem verlegen zu lassen und somit Jerusalem offiziell als Hauptstadt Israels anzuerkennen. Wie er mit dieser Handlung zukünftig für „Frieden und Sicherheit in der Region“ * sorgen möchte, frage ich mich dann doch angesichts der schon im Vorhinein entstehenden Unruhen. Sogar die Androhung einer dritten Intifada schwebt wie eine bedrohliche Wolke über dieser Entscheidung. – Für jemanden der hofft dieses Land für die nächsten 8 Monate sein Zuhause nennen zu dürfen, sind das alles andere als gute Nachrichten. Ziemlich sorgenvoll blicke ich jetzt auf den Tag meiner Ausreise und hoffe, dass Trumps Entschluss uns Israel-Einreisenden nicht einen deutlichen Strich durch die Rechnung gemacht hat.

Als kurze Randinfo: Egal wie weit mein Aufenthalt in Israel bereits fortgeschritten sein wird, vermutlich werdet Ihr niemals meine Bewertung zur politischen Lage zwischen Israel und Palästina, sowie involvierten Ländern, lesen. Ich interessierte mich zwar sehr für Politik und habe unter anderem in Deutschland an verschiedenen Demonstrationen für eine demokratische Kultur und gegen Rechtspopulismus teilgenommen, maße mir aber nicht an, einen mir fast gänzlich fremden Konflikt zu beurteilen.

*  http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-12/us-praesident-trump-erkennt-jerusalem-als-hauptstadt-von-israel-an

http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-12/israel-jerusalem-entscheidung-reaktionen-international-palaestinenser

 

ICJA – ne, kein Nebenjob bei IKEA

Wenn ich meinen Freunden, Verwandten oder einfach irgendwelchen fremden Leuten erzähle, dass ich meinen Freiwilligendienst mit dem ICJA (Internationaler christlicher Jugendaustausch) mache, werden viele stutzig. „Was? – du arbeitest bei IKEA? Ich dachte du wolltest nach Israel?“ Und ja, genau das ist auch mein Plan. – Mit dem I C J A (kleiner disclamer: Entsendeorganisation, nicht schwedisches Möbelhaus).

Am Ende meiner Reise nach Israel im Herbst 2015 habe ich angefangen über ein Freiwilliges soziales Jahr dort nachzudenken. Über einen gemeinsamen Freund konnte ich Kontakt zu einem ehemaligen ICJA- Freiwilligen aufnehmen, der 2015 in Israel gearbeitet hat. Für mich war es eine große Erleichterung quasi endlich einen Fuß in der Tür zu haben, zu wissen, wo ich mit der Suche anfangen kann, Informationen bekomme und konkrete Fragen loswerden kann. Es gibt hunderte Entsendeorganisationen für „Work ans Travel“, „Aupair“ und Freiwilligendienste in Deutschland von denen manche sicherlich seriöser oder sinnhaftiger sind als andere. Die eine Organisation verspricht praktisch eine „magische Auslandserfahrung“ mit komfortabler Unterbringung, angenehm wenig Arbeit mit immer lächelnden Menschen denen man als der „Retter aus Europa“ lebenslaufwirksam zur Hilfe eilt. Das man für diesen prestigetächtigen Langzeiturlaub teilweise exorbitante Summen zahlen müsste, steht dann ganz unten links in der Ecke in Schriftgröße 6,5. Wieder andere Organisationen schicken einen vielleicht !extrem günstig! (Achtung Werbung) in weite Teile der Welt, sparen dafür aber an der Versicherung, angemessenen Vorbereitungsseminaren und weiterer Unterstützung durch Ansprechpartner während des Auslandsaufenthaltes. – Hier einmal ein herzliches Dankeschön an den ehemaligen ICJA-Freiwilligen Jonas Möller, der mich auf den ICJA als Möglichkeit aufmerksam gemacht hat, sodass ich mich nicht durch diesen Organisations-Dschungel kämpfen musste und vielleicht aufgegeben hätte.

Vielleicht haben Eure Freunde, Kinder oder Enkelkinder nach der Schule oder zwischendurch noch nicht den einen Plan, was sie mit ihrem Leben anfangen wollen und stehen vor einer überwältigenden Fülle von Informationen über Auslandsaufenthalte. Für mich persönlich ist der ICJA eine der besten Möglichkeiten, um meinen Wunsch von einem Freiwilligendienst im Ausland in die Tat umzusetzen.

Miteinander leben – Voneinander lernen – Gemeinsam engagieren – diesen Leitsatz des ICJA habe ich zum Ersten mal gelesen, kurz bevor ich mit meiner Online-Bewerbung für die Winter-Ausreise begonnen habe. Als ich eine Weile darüber nachgedacht, und zum Vergleich andere Entsendeorganisationen und deren Leitbilder unter die Lupe genommen habe, ist mir aufgefallen, dass diese wenigen Worte genau das aussagen, was ich bei meinem Freiwilligendienst erleben und erreichen möchte. Ich habe mir nicht zum Ziel gesetzt, vom Tag meiner Ankunft in Israel bis zu meiner Abreise dort eine extreme, fast unersätzliche Hilfe in meinem Projekt zu sein und alles zum Besseren hin zu ändern. Vermutlich werde ich ganz im Gegenteil zu Anfang eher eine Belastung darstellen, da mich die Mitarbeiter meines Gastprojektes erst einweisen müssen und mir alles erklären. Ich hoffe mit den mich umgebenden Menschen in einer guten Gemeinschaft zusammenzuleben, so viel wie möglich von ihnen zu lernen und gemeinsam im Projekt nötige Arbeit zu leisten. Der ICJA bringt mich so mit Menschen zusammen, die ich allein niemals kennengelernt und von deren Arbeit ich wahrscheinlich niemals erfahren hätte. 

Als generelle Empfehlung für die Menschwesen auf der Suche nach solch einer Beschäftigung kann ich nur sagen, dass ich sowohl bei der Online-Bewerbung sowie dem Auswahlverfahren beim Ersten Seminar sehr positiv vom Team des ICJA überrascht war. In (sehr hilfreichen und aufbauenden) Einzelgesprächen und (auflockernden) Gruppenübungen konnten wir Teilnehmer unsere Motivation für einen Freiwilligendienst darstellen. Der ICJA ist meiner Meinung nach eine tolle Möglichkeit seine eigenen Grenzen zu überschreiten, sich auf neue Situationen und Menschen einzulassen und auch ein Stück weit mehr zu sich selbst zu finden. 

Für alle die gerade im Dschungel verloren gehen:

https://www.icja.de/

https://www.weltwaerts.de/de/

https://www.ijfd-info.de/startseite.html

 

Israel – mit Milch und Honig

Malta, Spanien, Frankreich, Großbritannien, Belgien, Dänemark.. – ich bin glücklich über all diese Länder sagen zu können, dass ich sie bereits bereist habe. Es liest sich wie ein Reiseführer durch Europa, in dem sich alle Euch bekannten Länder aneinander reihen. Israel fällt dazwischen auf wie ein bunter Hund (Ich fand diese Vorstellung schon immer ausgesprochen lustig :). Im Herbst 2015 konnte ich, zusammen mit einer Jugend-Reisegruppe des Dreikönigs Vereins Neubrandenburg, nach Israel reisen.

Israel. Wo soll ich anfangen? Es war ganz anders, als ich es bisher erlebt hatte. Viel einprägsamer, nachhaltiger im Eindruck, viel fesselnder als jedes Land, welches ich bisher bereisen durfte. Und doch kann ich nicht genau benennen wieso, auch wenn ich viel danach gefragt werde. Ich kann es nur in dem faszinierenden Zusammenspiel von unglaublicher, abwechlungsreicher Natur, wunderbarem Essen, interessanten, herzlichen Menschen und einem speziellen Gefühl der Ruhe, Erdung und Geborgenheit beschreiben, wobei keine dieser Komponenten, unabhängig von ihrer Reihenfolge einen größeren oder kleineren Anteil an dem Zauber hatte. Eine Woche habe ich bereits in diesem großartigen Land verbracht, welches mich so nachhaltig beeindruckt hat.

Wie es eigentlich immer ist, haben sich bestimmte Momente mehr eingebrannt als andere. Ich habe eine Weile überlegt ob ich Euch hier einen umfassenden, detaillierten Bericht über jede einzelne Aktivität, jede Situation und jeden einzelnen Ausblick dieser Reise gebe. Dann ist mir aufgefallen, dass ich dafür vermutlich über etwas recherchieren müsste, das ich selbst erlebt habe, aber mein Gehirn vermutlich einfach nicht als „abspeichernswert“ empfunden hat 🙂 . Lieber schildere ich Euch, wie in meiner Erinnerung immer wieder kurze Bilder von unglaublich schönen, lustigen, oder bewegenden Momenten auftauchen.

– In einem Nomadendorf gemeinsam auf dem Boden sitzend ein wundervolles Essen genießen und in der Hängematte schlafen. Nach einem Kamelritt in der Wüste zusammen am Lagerfeuer sitzen und dann Abends, wenn es sau kalt, aber immer noch viel zu schön ist um schlafen zu gehen auf einen Hügel klettern und weit über das Land sehen. Im Toten Meer wie ein Floß auf dem Wasser liegen und dabei ein Buch lesen (ich habe es ausprobiert und es funktioniert tatsächlich!). Auf einem Markt in Tel Aviv mitten im Getümmel zu stehen und die Geräusche, Bewegungen und Gerüche der Umgebung in sich aufzunehmen. Bei einer Bootsfahrt auf dem See Genezareth wie verrückt gemeinsam singen und tanzen, die Gemeinschaft fühlen und für einen fantastischen Moment einfach nur verdammt glücklich sein.

Mir ist aufgefallen, dass mir fast nur die angenehmen, schönen Momente sofort wieder in den Sinn kommen. Erst wenn ich ein bisschen darüber nachdenke, fallen mir traurige, bewegende Situationen ein, die diese Reise für mich aber nicht weniger wertvoll gemacht haben. Ganz im Gegenteil. Um ehrlich zu sein, war ich zu Anfang nicht ganz sicher, wie uns Jugendlichen einer deutschen Reisegruppe in Israel begegnet werden würde. Um so mehr war ich überrascht von der Herzlichkeit der Menschen, welche uns trotz unserer Geschichte entgegen gebracht wurde. Ganz besonders wichtig war für mich in dieser Hinsicht der Besuch der Gedenkstätte „Yad Vashem“, welche an die nationalsozialistische Judenvernichtung erinnert. Egal, ob man von sich selbst glaubt, dass einen dieser Teil der deutschen Geschichte oder Geschichte überhaupt interessiert oder nicht, wünsche ich jedem von Euch, dass Ihr es Euch auch einmal ansehen werden. Etwas beeindruckenderes habe ich noch nie zuvor gesehen.

Der vermutlich traurigste und gleichzeitig schönste Moment für mich war der Besuch der Klagemauer in der Altstadt von Jerusalem. Unser israelischer Tourguide Gershon (der in seinem früheren Leben Indiana Jones gewesen sein muss) hat an diesem Tag gesagt „Es gibt Menschen mit einem Herzen aus Stein und es gibt Steine mit einem menschlichen Herz, so wie die Klagemauer“. Zum trauern, beten oder danken waren außer uns Jugendlichen noch hunderte, wenn nicht tausende anderer Menschen dort. Und auch wenn so eine Menschenmasse für mich oft die stille Besonderheit solch einer Stätten mindert, konnte ich direkt vor der Mauer fast greifbar die unglaubliche Fülle der Emotionen dieser Menschen fühlen und meine eigenen erfahren. Der Gedanke, dass für eine kleine Weile ein Zettel mit meinem Dankgebet in einem Vorsprung der Mauer gelegen hat, macht mich heute noch sehr glücklich.

An dieser Stelle möchte ich mich ganz besonders beim Dreikönigsverein Neubrandenburg und allen Menschen bedanken, welche diese Reise für mich und für uns durch großzügige Finanzierung, geniale Planung und Vorbereitung überhaupt möglich gemacht haben. Ohne diese Reise wäre ich jetzt vielleicht Au Pair in Malta oder Spanien, Frankreich, Großbritannien, Belgien, Dänemark…..

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Für diejenigen, die noch mehr zu der Israelreise 2015 erfahren möchten: http://www.dreikoenigsverein.de/html/jugendarbeit.html